Erste Begegnungen mit einem thailändischen "hong nam" ห้องน้ำ้
Hong
= der Raum, nam = das Wasser. Hong naam heißt also wörtlich
übersetzt "Wasserraum", und das bedeutet soviel wie Bad, Toilette.
Und genau diesem hong nam soll dieser Artikel gewidmet sein. Jetzt
fragen Sie: "Was soll das, was ist an einer thailändischen
Toilette soviel anders als irgendwo auf der Welt?" Nun, wenn Sie
die Grenzen der Touristengebiete nicht verlassen, wenn Sie sich immer
brav im Windschatten der Guide-Fahnen von TUI, Neckermann & Co.
aufhalten, werden Sie selten einen Unterschied bemerken. Außer,
daß Sie bei der Benutzung des hierzulande gebräuchlichen,
nicht gerade als stabil zu bezeichnenden Toilettenpapiers des
öfteren Ihren eigenen Durchbruch erleben.
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Auch gleichzeitig als Dusche zu benutzen |
Unternehmen
Sie jedoch einmal einen Ausflug ins Hinterland, dort, wo die Touristen
spärlicher anzutreffen sind, und wo es schon ein wenig nach
Landluft riecht, sehen Sie sich, zumindest die Frischlinge unter Ihnen
einigen Problemchen gegenüber, die es zu bewältigen gilt.
Wie sieht es
nun aus, so ein hong nam? Auf einem kleinen Podest befinden sich ein
Loch und zwei Fußstapfen. So ähnlich, wie wir das aus
manchen Gegenden Südeuropas, beispielsweise Südfrankreich
kennen. Ein kleiner Unterschied besteht jedoch darin, daß die
Dimensionen den kleiner gewachsenen Asiaten angepasst sind, was dem
durchschnittlichen Europäer ein Mehr an Zielgenauigkeit
abverlangt. Neben dieser Einrichtung befindet sich meist ein kleines
Wasserbecken in dem ein Tupper-Schüsselchen schwimmt. Diese
Kombination aus Wasserbecken und Schüsselchen ist nun nicht zum
Dampfer-Spielen gedacht, sondern zum einen als Wasserspülung und
zum anderen zur Reinigung Ihrer, nach erfolgreicher Beendigung des
Geschäfts, betroffenen Anatomie. Das ist hygienischer als Papier
und verhindert auch die Bildung von 'Bremsspuren' in der
Unterwäsche. Wie dieses Reinigen nun im einzelnen funktioniert,
muß wohl jeder, mehr oder weniger balancierend und um
Standfestigkeit bemüht, für sich selbst herausfinden. Meist
ist eine, in die Jahre gekommene, schwarz-braun-gelb-grüne
Glibberseife vorhanden und oft steht sogar ein Handtuch neben der
Türe.
Ich selbst bevorzuge die eher unhygienische Arbeitsweise und habe immer ein wenig Papier in meiner Hosentasche.
Also, immer
etwas Papier mitnehmen, wenn Sie in ländlichen Gegenden unterwegs
sind. In keiner Toilette werden sie Toilettenpapier finden. Auch nicht
in den Restaurants. Das heißt, hier finden Sie schon welches.
Dies steht jedoch auf den Tischen und dient als Papierserviette. Ist
einfach preiswerter als richtige Servietten. Ja, Thais sind
äußerst geschäftstüchtig. Es würde also recht
dumm aussehen, schnappten sie sich eine Rolle Papierservietten und
machten sie sich dann auf den Weg zum 'hong naam'.
Mein
zweiter Tip gilt den Herren der Schöpfung, die ja bekanntlich
anatomisch geringfügig anders gestaltet sind als unsere Frauen.
Ich will hier an einem eigenen Erlebnis aufzeigen, welche
heimtückischen Gefahren die Benutzung eines solchen hong naam mit
sich bringen kann:
Es war an einem
24. Dezember, also Heiligabend, als wir als frisch verheiratetes Paar
im Dorf meiner Ex-Frau ankamen. Für mich war es das erste Mal,
daß ich mich so richtig in der Pampa Thailands befand. Aber viel
Zeit zum Umschauen blieb mir nicht, denn von allen Seiten strömten
diverse Tanten und Onkels mit Kind und Kegel auf uns zu, um uns zu
Begrüßen und den Farang gebührlich zu bestaunen und zu
begrapschen, um uns schließlich auf die Terrasse des kleinen
Häuschens meiner Ex-Frau zu begleiten.
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Geringfügig verbesserungsbedürftig. |
Nun mag
es an dem langen Flug, der Fahrt vom Flughafen ins Dorf, an den von
'Schlagkratern' übersäten Straßen oder am Anblick der
vielen Tanten gelegen haben, auf jeden Fall spürte ich, dass mein
Magen-Darmtrakt eine intensive physikalische Zustandsgröße
aufbaute, die man herkömmlich auch als Druck bezeichnet. Dieser
Zustand verlangte nach einem umgehenden, unaufschiebbaren
Druckausgleich. Meine Frau geleitete mich also flugs zu den
Örtlichkeiten, zündete dort, da kein Strom vorhanden und
schon dunkel, zwei Kerzen an, drückte mir eine Rolle Papier in die
Hand und wünschte mir gutes Gelingen.
Da
die Zeit drängte, machte ich mich sogleich ans Werk.
Mißmutig beäugt von einer dicken, fetten Kröte,
streifte ich meine Hosen hinunter, versuchte, in den Fußstapfen
einen festen Stand zu bekommen und einigermaßen zu zielen,
während die Kröte noch mißmutiger dreinschaute.
Wenn der
Schmerz nachläßt, fühlt man sich etwas freier, und die
Gedanken werden wieder klarer. Ich hatte alles noch rechtzeitig
überstanden, nur die Kröte schaute mich nun
äußerst angewidert an als wolle sie sagen: "Typisch Farang,
kommt 10.000 km geflogen und stänkert mir mein Wohnzimmer voll.
Altes Ferkel!!"
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Bei ein paar Promille droht Absturzgefahr |
Beim Ordnen
meiner Beinkleider bekam ich jedoch einen mächtigen Schreck. Was
war da passiert? Da war alles naß!!! Vor lauter Zielübungen
und Kröte hatte ich meine ganze Hose hinten bepinkelt. Ja, meine
Herren, wie gesagt, der kleine anatomische Unterschied. Ein Tip: Hosen
ganz herunter und einen rostigen Nagel zum Aufhängen derselben
suchen. Hätte ich nur früher wissen sollen.
Da
stand ich nun, an Heiligabend im Jahre des Herrn 2003, ganz
stimmungsvoll bei Kerzenschimmer, in einem echten,
weihnachtlich-thailändischen hong nam, mit total bepißen
Hosen. Und draußen wartete ein Rudel neugieriger Tanten.
"Angriff
ist die beste Verteidigung" dachte ich mir, und ging vorsichtig, immer
mit dem Rücken zur Wand nach draußen um den Koffer mit den
Klamotten zu suchen. Den Koffer habe ich dann auch gleich entdeckt. Er
stand natürlich auf der entgegengesetzten Seite der Terrasse,
inmitten der, inzwischen auf dem Boden sitzenden, Onkels und Tanten,
von denen mich besonders eine davon überschwänglich und
zahnlos anlächelte. Von meiner Frau natürlich keine Spur.
Ich
stand also, fest an die Wand gepreßt und machte
Pantomimen-Smalltalk. Der Aufforderung, mich doch auch zu setzen
entgegnete ich mit Zeichensprache und deutete an, dass ich vom Flug
starke Rückenschmerzen habe und lieber stehen würde.
Können Sie sich vorstellen, was man da seelisch mitmacht? Wie der
Leidensdruck immer größer wird, besonders, wenn eine der
Tanten, die mit den Zähnchen zum Durchspucken, an einem
herumfummelt?
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Ja, das gibt´s auch in Modern. |
Endlich
kam der Rettungsengel in Gestalt meiner Ex-Frau. Nach kurzer
Erklärung, daß ich ganz dringend den Koffer mit der
Ersatzbereifung benötigte, zog ich mich ins Innere des
Häuschens zurück, das Achterdeck natürlich zuerst,
lächelnd und mit einigen tiefen Verbeugungen in Richtung der
Tanten. Hab' ich so mal irgendwie in einem japanischen Film gesehen
aber egal, Hauptsache Asien. Ich verdrückte mich,
rückwärtsgehend in ein kleines Räumchen und wartete auf
den Koffer. Ich wartete...und wartete... Aber es kam nichts. Als ich
dann, mit einigen Verrenkungen, aus dem Zimmer lugte, erspähte ich
ihn, meinen Engel. Dieser stand in der offenen Türe und bog sich
vor Lachen, sich krampfhaft am ersehnten Ersatzteilkoffer festhaltend.
Den ausgelassenen Lachsalven des Publikums konnte ich entnehmen,
daß, zwischen Prusten und Glucksen der wahre Sachverhalt meiner
Rückenschmerzen der buckligen Verwandtschaft brühwarm
verklickert wurde.
Also wirklich, es gibt Momente, da fühl' ich mich so richtig unverstanden.
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