Donnerstag, 22. August 2013

Wechselkurs: Baht rutscht ab

Baht auf Talfahrt, US-Dollar und Euro im Aufschwung
Bangkok - Der Baht rutschte am 21. August gegenüber dem US-Dollar mit einem Kurs von 31,82 auf ein Jahrestief ab. Den Höchststand hatte die thailändische Währung am 19. April erreicht. Da war der US-Dollar 28,62 Baht wert.

Wie der WOCHENBLITZ berichtete, hatte die Behörde für nationale Wirtschaft und soziale Entwicklung (NESDB) am 19. August die Konjunkturdaten für das zweite Quartal veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Wirtschaftsleistung zwar um 2,8% an, aber wenn man die beiden Quartale in diesem Jahr miteinander vergleicht, ging das Bruttoinlandsprodukt um 0,3% zurück. Die Konjunkturaussichten wurden für das zweite Halbjahr 2013 nach unten korrigiert.
Einen Tag später, am 20. August, geriet der Baht unter Druck. Zunächst fiel er von 31,20 auf 31,63 und am 21. August auf 31,82 Baht pro US-Dollar. Das ist der tiefste Stand seit Juli 2012.

Thailand leidet unter einem Leistungsbilanzdefizit in Höhe von 5,1 Milliarden US-Dollar. Eine dramatische Umkehr für eine Nation, die sich seit der Asienkrise 1998/1999 über ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum freuen konnte.
Es bleibt abzuwarten, ob die Konjunkturdaten für das zweite Quartal nur eine Ausnahmeerscheinung waren oder ob Thailand im weiteren Verlauf des Jahres in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät.
Die Antwort auf diese Frage kann erst in ein paar Monaten gegeben werden, trotzdem sind die jetzt von der NESCB veröffentlichten Zahlen eine schlechte Nachricht für Premierministerin Yingluck. Ihre Regierung verliert an Beliebtheit, will aber trotzdem an einem Amnestiegesetz festhalten, von dem vermutet wird, dass es nur dazu dient, ihren Bruder, den Ex-Premierminister Thaksin, nach Thailand zurückzuholen.
Die schlechten Konjunkturdaten machen es noch schwieriger, mit Programmen fortzufahren, die eigentlich dazu gedacht sind, die Popularität der Regierung zu steigern.
Die schwachen Exportdaten und die angespannte Haushaltslage wurden nicht zuletzt von dem Reisprogramm der Regierung verursacht, mit dem diese Reis über dem Weltmarktpreis ankauft. Thailand bleibt auf unverkäuflichem Reis sitzen und anstatt den Weltmarktpreis zu diktieren, sprangen Indien und Vietnam in die Bresche und sind nun Reis-Hauptexporteure. Yingluck hatte versucht, die Subventionen für Reis zu kürzen, stieß aber auf erheblichen Widerstand der Bauernlobby, sodass diese Pläne wieder aufgegeben wurden. Vize-Landwirtschaftsminister Warathep Rattanakornäußerte sich Mitte des Monats dahingehend, dass das Reisprogramm vermutlich noch drei weitere Jahre laufen wird.
Um die Wirtschaftsaussichten zu verbessern und das Bruttoinlandsprodukt zu steigern, plant Yingluck zwei Megaprojekte. Eines ist ein gigantisches Hochwasserpräventionsprojekt, das die Hauptstadt zukünftig vor Überschwemmungen schützen soll. In dem zweiten Projekt geht es hauptsächlich um den Bau von Trassen für Hochgeschwindigkeitszüge.
Die Flutpräventionsmaßnahmen stoßen auf erheblichen Widerstand bei bestimmten Interessengruppen und Umweltschützern. Was die Eisenbahn betrifft, braucht Thailand dringend Verbesserungen, denn das Land verfügt nur über eine eingleisige Schmalspurbahn, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammt.
Ob Thailand aber wirklich Hochgeschwindigkeitszüge braucht, ist eine ganz andere Frage, denn abgesehen von Bangkok gibt es im Grunde keine Ballungsgebiete. Eigentlich würde es genügen, die jetzigen Strecken zweigleisig mit international geltender Spurbreite auszubauen.
Es bestehen daher erhebliche Zweifel, ob Thailand wirklich diese beiden kolossalen Projekte braucht, die sich auf Dauer wirtschaftlich kaum lohnen, zumal solche Projekte normalerweise verteuert werden, weil Bestechungsgelder in die Taschen von Politikern wandern.
Jetzt, da das Bruttoinlandsprodukt und der Baht unter Druck geraten sind, werden die Kritiken an den Projekten lauter werden, zumal sie durchaus als populistisch bezeichnet werden können.
Auch wenn es in den nächsten beiden Quartalen nicht unbedingt zur Rezession kommen muss, so sind die jetzt vorliegenden Zahlen als eine Warnung für die thailändische Regierung dahingehend zu verstehen, dass es Probleme gibt, die durch das Reisprogramm und die Hochgeschwindigkeitszüge eigentlich nur verschlimmert werden.

Text u. Bild: Wochen Blitz....

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