Freitag, 15. November 2013

Das berühmte Lächeln



Es gibt wohl nur zwei berühmte Lächeln auf der Welt. Das eine hängt an einer Wand in Paris, nämlich im Louvre, und  gehört der Mona Lisa von Leonardo  da Vinci. 
Das andere Lächeln hüpft in Südostasien umher und wird den Thais zugeschrieben.


Was hat es nun auf sich, mit dem geheimnisvollen Lächeln der Thailänder? Franz Lehar beschrieb in seiner Operette "Das Land des Lächelns" das traurige Lächeln des chinesischen Prinzen Sou-Chong und lies ihn singen: "Immer nur Lächeln und immer vergnügt.......... Doch wie's da drin aussieht, geht niemand was an"

Es waren also die Chinesen, die dieses Lächeln erfunden haben. Heute jedoch wird dies  auf der ganzen Welt synonym den Thailändern zugeschrieben. Das Land des Lächelns, LoS, the land of smile.

Wenn wir nach Thailand kommen, fällt uns dieses Lächeln sofort auf. Passiert uns in Europa ein Missgeschick oder fügt jemand uns einen Schaden zu, so verziehen wird unser Gesicht meist zu einer eisigen Maske, in der man die Wut und die Entrüstung, Schmerz und Enttäuschung deutlich erkennen kann. In Thailand dagegen lächelt man, man lächelt sich an. Heißt aber auch nichts anderes, nämlich: "Pass doch auf du Dussel". "Doch wie's da drin aussieht, geht niemand was an." Also nicht das höfliche, alles erduldende, dehmütige Lächeln, so wie wir es verstehen, sondern eher eine Beschwichtigungsgeste und eine Zurückhaltung der momentanen Gefühle. Warum? Thais haben ein sehr ausgeprägtes Harmoniebedürfnis das es zu behüten gilt. Außerdem würde ein Wutanfall einen Gesichtsverlust bedeuten. Man zeigt seine Erregung, seine Gefühle nicht, man behält sie für sich.



Gehen wir in Europa in einen einen Laden und werden schlecht oder unfreundlich bedient, so machen wir unserem Ärger Luft. Nicht so ein Thai. Dieser versucht, mit einem Lächeln doch noch zu seinem  Ziel zu kommen. Und so Lächeln sich die beiden Kontrahenten an und versuchen, durch freundliches Verhandlungsgeschick zu einem Konsens zu kommen. Denn, wie's da drin aussieht...... Es ist also oftmals ein "Kampflächeln" vergleichbar mit dem Gesang der Vögel. Auch dies verstehen wir falsch, meinen wir doch, die gefiederten Sänger singen aus purer Lebensfreude. Irrtum, es ist meist ein Kriegsgeschrei im Kampf um den besten Nistplatz den dicksten Wurm oder es geht, wie überall auf der Welt um die Mädels.

Eine andere Art des Lächelns wird uns Farangs, besonders in den Urlaubsgebieten entgegengebracht. Hier geht es oftmals rein um den Verdienst. Je mehr Lächeln, desto mehr tip (Trinkgeld) Egal, wie sich der Rüpel benimmt und wie man darüber denkt. Man behält es für sich und man lächelt. Mai pen rai (macht doch nichts) Also auch hier nicht das Lächeln, das wir wahrzunehmen glauben. Leben Sie einmal längere Zeit in Thailand, so werden Sie bald feststellen, dass sich dieses Lächeln proportional zu Ihrer Großzügigkeit und Freigiebigkeit verhält.

So erliegen wir meist beim ersten Thailand-Urlaub dem Charme dieses berühmten Lächelns der Thailänder aber auch dem Irrtum in dem Denken, diese Mimik richtig interpretiert und verstanden zu haben. "Doch wie's da drin aussieht, geht niemand was an" Das Land des Lächelns, LoS, the land of smile.

Wenn das Lächeln gefriert
Zieht man nun ein Resümer dieses Lächelns, so stellt man fest, dass es für uns doch sehr schwer ist, den jeweils geltenden Sypathie-Pegel zu eruieren. Selten wissen Sie, woran Sie sind. Ganz gravierend macht sich die traditionelle und absolut vorgeschriebene  Zurückhaltung der Thais in Bezug auf ihre eigenen Gefühle bemerkbar.

Aus diesem Grunde erleben die meisten Urlauber die Thailänder als friedlich, immer höflich und immer lächelnd. Eine fatale Fehlinterpretation,  die so manchem blauäugigen Fremdling zum Verhängnis wurde oder diesem sogar das Leben kostete.  Der, durch die vorgegebenen Verhaltensmuster aufgestaute Frust kann sich nämlich urplötzlich und bei den geringsten Kleinigkeiten entladen. Dies geschieht dann mit absoluter Brachialgewalt, deren Verhältnismäßigkeit von uns nie und nimmer eingeschätzt werden kann. Messer und auch Feuerwaffen gehören sehr oft zu den Besitztümern der Thais und man kennt sich auch gut mit deren Gebrauch aus.

Wenn Sie einmal eine dieser unsäglichen Soap-Operas des offiziellen Thai-TV anschauen, so werden Sie mit wüsten Szenen, mit ewig kreischenden, sich prügelnden Weibern, mit Gemeinheiten und mit andauernden Gewalttaten konfrontiert. Je gemeiner, je lauter und je brutaler, desto besser. Nie hätten Sie so etwas in Thailand vermutet. Diese Brutalo-Serien werden aber täglich und eingehend konsumiert, stellen sie doch eine Art Ventil für den täglich aufgestauten Frust dar. Nicht umsonst ist das Thai-Boxen der Nationalsport Nr.1. Jeden Samstag und Sonntag wird dieser auch im Fernsehen übertragen. Dabei wird weniger mit den Fäusten gekämpft, sondern es hagelt Fußtritte in den Magen, auf die Leber, in die Gedärme und wer seinem Gegner den Ellenbogen so richtig schön ins Gesicht rammt, so dass das Blut spritzt, der ist der Held des Tages und wird mit Geld und Geschenken überhäuft..

Nicht umsonst werden Unfallopfer in der Tagespresse oder im Fernsehen gezeigt. Bei einem Raubüberfall auf einen Gold-Laden wurde der Verkäufer erschossen. Die Szene wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet und ca.30 mal am Abend ausgestrahlt. Mord live im Fernsehen. Auch ein Happa Happa und gleichzeitig Sandmännchen für die Jüngsten. Ein Polizist trennte einem jungen Mädchen mit einer Machete den Arm ab. Warum? Sie wollte nicht mit ihm schlafen.

"Doch wie's da drin aussieht, geht niemand was an". Brutalität und Gewalt als Ventil für aufgestauten Frust. Aufgestaut aufgrund anerzogener, traditionell verankerter Verhaltensmuster zur Vermeidung eines Gesichtsverlustes und zur Erhaltung der Harmonie. Welch abstruser Widerspruch für einen Europäer.

In der Weltrang-Statistik der jährlichen Mordraten belegt Thailand zur Zeit Platz drei.

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Grüße aus Jomtien
Peter

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