Bangkok - Das Hickhack um den Baht-Wechselkurs nimmt kein Ende. Die thailändische Zentralbank BoT kündigte an, nun doch über eine Senkung des Leitzinses zum Ende des Monats nachzudenken. Mit politischem Druck hat das „natürlich“ überhaupt nichts zu tun, ließ BoT-Gouverneur Prasarn Trairatvorakulwissen.
Am 11. Mai erklärte Prasarn, er werde dem Plan einer Senkung des Leitzinses zustimmen, wenn die Konjunkturdaten vom I. Quartal d.J. dies zuließen. Über den politischen Druck, der auf ihn ausgeübt wird, verlor er kein Wort.
Der Druck auf die Zentralbank steigt, weil der Leitzins bei 2,75% steht und der Baht gegenüber dem US-Dollar seit Beginn des Jahres um 4% zulegte. Auch der Euro geriet im Vergleich mit der thailändischen Währung erheblich unter Druck.
Das Komitee für wirtschaftliche und soziale Entwicklung wird am 20. Mai die aktuellen Konjunkturdaten veröffentlichen. Diese Daten wolle die Zentralbank in ihre Entscheidung einbeziehen, wenn diese am 29. Mai darüber bestimmt, ob der Leitzins verändert werden soll.
Finanzminister Kittirat Na-Ranong (links) übte immer größeren Druck auf die Bank of Thailand und ihren Gouverneur, Prasarn Trairatvorakul, aus, was darin gipfelte, dass Kittirat den Gouverneur feuern wollte
Prasarn wies zum wiederholten Male darauf hin, dass es die Politik der Zentralbank sei, Kontrollen an verschiedenen Stellen auszuüben. Das betreffe neben dem Leitzins auch die Geldströme und den Wechselkurs. Die BoT habe bereits mit dem Finanzministerium über die Geldflüsse in das Land, d.h. den Ankauf von Staatsanleihen gesprochen, erklärte Prasarn und meinte noch einmal, dass ein stabiler Leitzins das Abbild einer stabilen Wirtschaft sei. Wenn aber die Konjunkturdaten des I. Quartals keinen Anlass zur Sorge gäben, könnte darüber nachgedacht werden, ob der Leitzins doch gesenkt werden soll, um den starken Baht absichtlich zu schwächen.Das Finanzministerium berief für den 13. Mai eine Sondersitzung ein, um noch einmal mit Vertretern der Zentralbank und Unternehmern die Problematik zu besprechen.
Prasarn erklärte vor dieser Sitzung, dass schwache Währungen den Baht so stark gemacht haben. Europa dümpelt in Stagnation vor sich hin, die Erholung der US-amerikanischen Konjunktur steht möglicherweise auf tönernen Füßen und Japan kämpft mit einer Deflation. Thailands Wirtschaft boomt und daher ist der Baht im Vergleich zu Währungen wie dem Euro, dem US-Dollar und dem Yen sehr stark, was einen Kapitalfluss nach Thailand ausgelöst hat. Das wiederum ließ den Wert des Baht noch weiter – und zu schnell, wie Prasarn zugab – steigen.
Prasarn wies auch auf Vorteile hin: Das energiehungrige Thailand könne nun Öl quasi zum Sonderpreis einführen, weil Importe billiger geworden sind. Noch wichtiger ist für Prasarn allerdings, dass der starke Baht zeigt, wie gut die Konjunkturlokomotive Thailand funktioniert.
Als vor 15 Jahren ein US-Dollar mit 50 Baht gehandelt wurde, da hätten die Leute gesagt, Thailand sei ein im Vergleich armes Land. Jetzt sei es genau umgekehrt, erklärte Prasarn.
Text u. Bilder: Wochen Blitz
http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/38811-leitzins-wird-vielleicht-gesenkt.html#contenttxt
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